Friedrich Kleinheinz (geb. 1933 in Heidenheim) ist einer der großen Einzelgänger der deutschen Nachkriegskunst. Er lebt und arbeitet in selbstgewählter Abgeschiedenheit auf der schwäbischen Alb.

Im Zentrum seiner Werkreihen steht das Problem der Farbe. Farbphänomene werden von der Farbmaterie und der Materialität des Farbträgers ebenso beeinflußt wie von der Helligkeit des Lichts oder den Übergängen der Farbzusammenstellungen. Erzeugt werden solche immateriellen Erscheinungen auf Scheiben und freischwebenden Objekten, die der Künstler als Trägermedien wählt. Ihre Konkretisierung ist zugleich ihre Erkenntnis.

Damit zeichnet sich der historische Ort der künstlerischen Position von Friedrich Kleinheinz ab. Nach dem Inferno der Nazizeit wurde die abstrakte Kunst zum Symbol der Freiheit, zur Weltsprache, an der nun auch die deutsche Kunst teilhaben konnte. Die Selbstbestimmung des Erkennens gehört zu den höchsten geistigen Voraussetzungen dieser Kunstauffassung und wurde nach der vergangenen Katastrophe für den Künstler zu einer Form der Unabhängigkeit, die ihn auch alles Künftige überstehen ließ.

Die Zeitlage nach 1945 ist bereits im Herstellungsprozeß der Werke spürbar. Bis heute schließt das Schaffen von Friedrich Kleinheinz das Gefundene, das Selbstgemachte oder die grenzenlose Investition hypergenauer handwerklicher Arbeitsvorgänge ein und reflektiert damit sehr deutsche Bewältigungsstrategien.

So entstand ein singuläres Oeuvre, dessen eigenwillige Ästhetik Kunstwerke hervorbrachte, die den Anspruch auf Weltgeltung mühelos einlösen. Ihr hoher künstlerischer Anspruch manifestiert sich in einem extremen Hermetismus, der den Betrachter fordert und in seinen Bann zieht. Die Farbmagie dieser Bilder und Objekte ist mit einer konzentrierten Ausstrahlung präsent, in der sich der angesprochene geschichtliche Ausgangspunkt auf beeindruckende Weise als reine Kunstwirkung äußert. Das Auftauchen und Verschwinden, das Aufeinander-Reagieren und das Sich-Trennen der farbigen Flächen sind vor diesen Werken als existenzialistische Metaphern des menschlichen Daseins zeitenübergreifend erfahrbar.

Johann Konrad Eberlein, Kunsthistoriker